Montag, 26. November 2007

Prima Klima - Harald Schmidt in Bonn

Harald Schmidt, Spitzen-Showmaster der ARD, gelernter Schauspieler und Komödiant, trat am 12. Juni 2007 in der bis zum letzten Platz besetzten Aula der Bonner Universität auf. Es war eine Werbeveranstaltung des Politik-Magazins "Der Spiegel". Der Star-Journalist des "Spiegel", Thomas Tuma, fungierte als Interviewpartner, oder besser gesagt als Wortgeber für Gags, Witz und Ironie.

Wer gedacht hatte, das Thema der Veranstaltung habe mit der aktuellen Debatte zum Klimawandel zu tun, wurde von Schmidt gleich zu Beginn eines Besseren belehrt: Die Themen seien heutzutage beliebig; alles habe seine kurze Erscheinung in den Medien,um dann nach vier Tagen vergessen zu werden. Schmidt setzt an die Stelle ernsthafter Diskussion doppelbödigen Kommentar, Sprachwitz, Ironie, gelegentlich leichte Häme
und Blödelei sowie Plauderei über Fernsehprogramme und ihre Macher, immer komödiantisch gekonnt und kurzweilig.

Dabei kokettiert er gerne mit den Millionen, die er im Unterhaltungsgeschäft macht. ("Es gibt nur wenige Tage, an denen ich 50 Millionen Euro verdient habe.")
Dem hauptsächlich studentischen Publikum sagt er klipp und klar, was er von der Akademia hält, als man ihn für eine Mitglieschaft im Club der Bonner Uni-Ehemaligen werben will: Er habe mit einer Bafög-Uni nichts am Hut. Ein Student will mit seiner Magisterarbeit bei ihm landen. Auf nur 65 Seiten hat er zum Sprachwitz bei Harald Schmidt und dem fanzösischen Klassiker Moliere geschrieben. Der Meister zeigt sich wohlwollend, winkt aber ab und geht in den letzten 20 Minuten weiter im Frage-und-Antwort-Spiel mit dem Publikum.
Der wackere Student hätte seine Magisterarbeit gar nicht per Post als Geschenk zum 50 Geburtstag des Meister schicken brauchen. Eine Veröffentlichung im Internet dürfte ausreichen, denn der Meister googelt seinen eigenen Namen angeblich alle 30 Minuten.

Die Studierenden klatschen fleißig Beifall, tragen ihn geradezu durch ihren immer wieder warmen Beifall durch die ganze Vortragszeit von ein-einhalb Stunden. Ein Fotoreporter schießt zahlreiche Blitze ins Publikum, damit für den entsprechenden Spiegel-Artikel auch etwas ins Bild kommt. Spiegel-Journalist Tuma wirbt kurz um neue Abonnenten, wobei Schmidt die Werbetrommel für seine Fernsehauftritte rührt.

Bemerkenswert noch die Inszenierung des Publikum-Einlasses: 30 Minuten vor Beginn wurden die Aula-Türen geschlossen, obwohl noch zahlreiche Sitzplätze frei waren.
Nachdem Schmidt eingetroffen war, trommelten die nicht mehr Eingelassenen gegen die Türen. Schmidt erhob sich zu dem Appell, man solle doch die Türen für die Draußengebliebenen öffnen. Das geschah dann auch. Eine durchsichtige Einlasskomödie. Duchaus angemessen für eine Werbeveranstaltung von Medien-Profis - oder für eine "alte Rampensau", wie der Meister sich selber nennt.

Einen lesenswerte Kritik der Veranstaltung bietet auch der Bonner
General-Anzeiger
unter der Überschrift "Harald Schmidt liefert lauwarme Selbstbeweihräucherung".

Buchtipp:

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